Politische_Oekonomie

Kritik der Politischen Ökonomie - Zum Verändern von Politik zur Beherrschung der Folgen von Krisen auf das Zusammenleben der Menschen


Die im Buch „Der Erkenntnis-Widerspruch“ aufgezeigte Möglichkeit, die selbstzerstörerische Entwicklung der Menschheit verhindern zu können, regt die Frage an, wodurch und von wem diese Möglichkeit Wirklichkeit werden lassen kann.

 

Krisen-Erscheinungen einerseits und die scheinbarer Hilflosigkeit von Politik andererseits, Krisen-Folgen beherrschen zu können, lassen in Krisen-Zeiten zwar immer mehr daran zweifeln, ob „Politik überhaupt noch gut ist“. Doch in diesem Zweifeln kommt nur das herrschende Verständnis von Politik zum Ausdruck. Sie müsse nur „gut“ sein, dann könne sie Krisen beherrschen, denn ein besseres „politisches System“ als das gegenwärtige gäbe es nicht.

 

Immer mehr Menschen, und darunter auch Politiker, welche sich dem „Gemeinwohl verpflichtet fühlen“, suchen nach Antworten auf die Frage, wie Politik zu verändern ist. Mannigfache Vorschläge gibt es dazu. Es sind Vorschläge zur Überwindung von Krisen-Erscheinungen, die aus dem Verständnis erscheinender und scheinbarer Ursachen der Krisen gefolgert wurden.

 

Es ist aber nicht ein Mangel an Erkenntnissen von der Ursache der Krisen, wenn in den veröffentlichten Vorschlägen lediglich deren Erscheinungen berücksichtigt werden. Das herrschende Verständnis widerspricht diesen Erkenntnissen. Das kommt in den veröffentlichten Vorschlägen zum Ausdruck, mit dem die Vorschläge zum Verändern von Politik beliebig verstanden werden können.

 

Wenn zum Beispiel lediglich ein Bedauern darüber veröffentlicht wurde, dass der „G-20-Gipfel“ in Toronto (Juni 2010) nicht die Probleme der Finanzwirtschaft im Zusammenhang mit denen der Realwirtschaft diskutiert habe, dann wird zwar damit auf die Erkenntnis von diesem Zusammenhang hingewiesen. Aber eben auch nur darauf.

 

Ein Schlussfolgern aus diesem Bedauern ermöglicht das herrschende Verständnis nicht. Dazu wäre das Eingeständnis der Politiker notwendig, dass Politik immer mehr abhängig von der Finanzwirtschaft, von deren Profiteuren (darunter auch Politiker), geworden ist, die deshalb auch das Verstehen von Politik und von Ökonomie beherrschen.

 

Die Überwindung des herrschenden Verständnisses ist notwendige Voraussetzung, die Erkenntnisse von der als „Kapitalismus“ bezeichneten Ursache des Zustandes der Menschheit, vom „kapitalistischen“ Zusammenhang von Politik und Ökonomie, für ein Verändern von Politik zur Sicherung des Zusammenlebens der Menschen nutzen zu können.

 

Diese Überwindung beginnt mit veröffentlichten Auseinandersetzungen mit diesem herrschenden Verständnis von Politik und von Ökonomie2:

  1. Politik ist nicht als etwas von Ökonomie Unabhängiges, als etwas Selbständiges zu verstehen, sondern Politik und Ökonomie als Einheit. Politische Ökonomie ist deren Bezeichnung und ist nicht eine politische, welche sich von einer nicht politischen Ökonomie unterscheidet;
  2. Krisen sind charakteristische Erscheinungen einer permanenten Störung der Politischen Ökonomie. Diese Störung ist mit dem herrschenden Verständnis von Politik und von Ökonomie nicht feststellbar und wird deshalb auch mit diesem Verständnis nicht festgestellt.
  3. Die privatisierte Macht über große Geldmengen (als Geldware) ist eine charakteristische Erscheinung der Ursache von Krisen und nicht der Mangel an „Kontrolle der Geldmenge“. Politik ist von der „Unabhängigkeit“ der Zentralbanken abhängig.
  4. Politik ist Teil globalisierter „kapitalistischer Wirtschaftskreisläufe3“ , und diese sind nicht als „Volkswirtschaften“ zu verstehen. Das herrschende Verständnis, Politik könne mit „Reformen und Rahmenbedingungen für „VolkswirtschaftenKrisen künftig verhindern“, ist deshalb (öffentlich) als politischer Betrug, allenfalls als naiv, zu bezeichnen.
  5. Das Verständnis von Demokratie ist das von Politischer Ökonomie, ist das herrschende Verständnis davon.
  6. Die Mehrheit der Verfügungsohnmächtigen über Mittel und Bedingungen des Lebens, des Zusammenlebens muss sich von dem Erkenntnisse widersprechenden herrschenden Verständnis befreien. Nur dann kann sie diese Demokratie bestimmen, also Politiker beauftragen, was Politik zur Aufhebung des Zustandes selbstzerstörerischer „kapitalistischer“ Politik und Ökonomie leisten muss.

Politiker und Wissenschaftler müssen aufgefordert werden, sich öffentlich auseinandersetzen mit den gegensätzlichen Interessen: „Geldvermehrung“ einerseits und andererseits, dass Politik das Zusammenleben der Menschen sichern muss.

 

Sie müssen zur Darstellung und Kenntnisnahme der Wirklichkeit des Zusammenhanges der „kapitalistischen“ Ökonomie und der von ihr abhängigen Politik gedrängt werden. Ebenso, dass die „Geldvermehrung“ durch Produktion von und Handel mit Geldware, insbesondere mit der die als Währung bezeichnete, aus dem herrschenden Verständnis, es sei Teil volkswirtschaftlicher Leistung gedrängt wird.

 

Darstellung und Kenntnisnahme der Wirklichkeit bedingt folgende Veränderungen

  1. Die gegenwärtig mit SNA/ESVG bestimmten und weltweit geltenden Regeln4 für das Erfassen, Aufbereiten und Darstellen von Daten für „Analyse und Politik“. (s.a. „Kritik des ESVG 95“). Es müssen Daten definierter Indikatoren sein, mit denen kausale Zusammenhänge von Kreisläufen der (Real-)Wirtschaft (des „gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses“), insbesondere Änderungen von „Wirtschaftsgleichgewichten“ dargestellt und analysiert werden können.
  2. Es sind vor allem Daten von der in einem Zeitraum gekauften/verkauften Ware und von demografischen Änderungen zu erfassen sowie deren kausaler Zusammenhang darzustellen. Also der zwischen der Menge gekaufter/verkaufter Arbeitskräfte und der der gekauften/verkauften „Güter und Leistungen“, mit denen das Leben und das Zusammenleben der Menschen eines Landes, oder einer Ländergruppe, reproduziert wurde. Als ein Maß der Lebensreproduktion sind die Änderungen der Fertilität/ Geburtenrate und der Wanderungssaldo der Bevölkerung des Landes oder Ländergruppe zu erfassen und darzustellen.
  3. Als ein Maß der die Lebensreproduktion bedingenden „Produktionsmittel und Produktionsbedingungen“ des Landes oder Ländergruppe ist der Umschlag des „gesellschaftlichen Gesamtkapitals“, also die Reproduktion und Reproduzierbarkeit dieser Mittel und Bedingungen, mit Daten zu erfassen und darzustellen. Das Verständnis von „Kapital5“ ist nicht mehr mit dem von Geld gleichzusetzen.
  4. Als „gesellschaftliches Gesamtkapital“ des Landes oder der Ländergruppe ist das „Kapital“ zu verstehen, das diese Reproduktionen bedingen. Es ist, wie es erscheint, mit Daten als „Geldkapital“ und als „Warenkapital“ zu erfassen und darzustellen. Zu dem als „Geld- oder Warenkapital“ erscheinenden „Produktionskapital“ und „Handelskapital“ gehören auch die Arbeitskräfte und die „Produktionsmittel und Produktionsbedingungen“ des Landes oder der Ländergruppe.
  5. Als notwendige Geldmenge ist die zu erfassen und darzustellen, welche Kauf und Verkauf der Ware bedingt. Geldware ist nicht als Teil dieser Ware zu verstehen. Deren Bestand und Veränderung sind gesondert zu erfassen und darzustellen.
  6. Zur Bestimmung des Verhältnisses von notwendiger Geldmenge und Geldware sind Daten von Veränderungen der Schulden des Landes oder der Ländergruppe mit dessen oder deren Währung als Schulden der dort ansässigen Bevölkerung und Unternehmen zu erfassen und darzustellen. Zum anderen Daten von Veränderungen des Eigenkapitals von Unternehme(r)n und Nichtunternehme(r)n an Grund und Boden und an diesen Unternehmen des Landes oder der Ländergruppe.
  7. Der in einer Geldeinheit ausgedrückte Wert (ihr „Tauschwert“) einer Währung ist aus dem Zusammenhang von notwendiger Geldmenge und Einkommen der Arbeitskräfte zu bestimmen. Er ist zur Bestimmung von Währungsverhältnissen zugrunde zu legen.

Zusammenfassung:

 

Die historischen Veränderungen der Art und Weise des Zusammenlebens der Menschen waren stets Folge revolutionärer Änderungen ihrer Produktionsweise. Die der gegenwärtigen „kapitalistischen“ wird die Selbstzerstörung der Menschheit zur Folge haben.

 

Die selbstzerstörerische Entwicklung der Menschheit kann weder durch eine Revolution des politischen Systems noch durch eine Ausbildung einer Weltgesellschaft auf ethischer Grundlage verhindert werden. Sie kann nur durch eine Politik der Mehrheit der Menschheit verhindert werden, welche die Wirklichkeit des Zusammenhanges der „kapitalistischen“ Ökonomie und der von ihr abhängigen Politik und damit der Entwicklung der „kapitalistischen Politischen Ökonomie kennt.

 

Diese Kenntnis ist also auch Voraussetzung für ein Verständnis von Demokratie. Denn nur mit dieser Kenntnis kann die Mehrheit Demokratie „erkämpfen“, mit der sie „politische Macht“ zur Verhinderung der selbstzerstörerischen Entwicklung der Menschheit „erobern“ kann. Mit welcher Art von Gewalt, hängt ab von der, die gegen diese Mehrheit angewendet wird.

 

Das bedingt die Überwindung des jetzt herrschenden Verständnisses, dessen Erkenntnis-Widerspruch.

 

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1 (Die Schreibweise bestimmter Worte in kursiv und in „Anführungsstriche“ folgt der Methode im Buch Der Erkenntnis-Widerspruch. Siehe dazu im Buch Vorworte, Seite 5; aus dem täglichen Leben gegriffene Worte, Redewendungen und Zitate (mit bzw. ohne Quellenangabe) werden in „Anführungsstriche und kursiv“ widergegeben.

2 Diese Schlussfolgerung („d.h.“) ist eine Ableitung zur Politischen Ökonomie aus den Erkenntnissen von den historisch kausalen Zusammenhängen charakteristischer Merkmale der Änderungen und des Veränderns des Lebens, des Zusammenlebens der Menschen. In den angegebenen Links sind dazu nähere Erläuterungen gegeben. Der Leser des Buches „Der Erkenntnis-Widerspruch“ wird selbst diese Schlussfolgerung ableiten können.

3 Es ist der als Kreislauf erscheinende, sich ständig wiederholende Prozess des Kaufens–Produzierens–Verkaufens- Konsumierens in der „Wertform“ Geld–Ware-∆Geld und in der Gebrauchswertform als produktive Konsumtion von Arbeitskräften, Produktionsmitteln und Produktionsbedingungen – für die „Produktion“ von Gütern und Leistungen – sowie als individuelle Konsumtion der produzierten Ware feststellbar.

4 „System of National Accounts“ (SNA) und für Europa in dem „Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen 1995“ (ESVG 1995).

5 Als Kapital sind also nur die Mittel und Bedingungen zu verstehen, welche der „kapitalistische Wirtschaftskreislauf“ bedingt, mit denen es also um Profit erweitert reproduziert wurde (werden kann).